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  1. Etappe

Es ist Sonntag 22:14 Uhr und ich sende gerade an viele Gebete

 

  1. Etappe

Schmerzpegel liegt gerade bei 5 bis 6

Also im erträglichen Maße.

 

  1. Etappe

3:23 Uhr nach dem Toilettengang muss ich einen Notruf absetzen.

Ich benötige dringend eine Schmerzspritze.

Der Pfleger diskutiert mit mir ob Spritze oder Tropfen. Aber in Anbetracht dessen das ich schon auf Skala 8 bin, entscheide ich mich für die Keule.

 

  1. Etappe

Es ist 4:46 Uhr und seit ca 1/2 Std kann ich nicht mehr schlafen.

Mir kreisen die unterschiedlichsten Gedanken im Kopf umher.

Und dabei nimmt auch bewusst der Schmerz im Bein wieder Fahrt auf.

 

  1. Etappe

Ich habe doch noch die Augen zubekommen und ein wenig schlafen können.

Punkt 7 Uhr ist jedoch die Nacht vorbei.

Die Oberschwester bringt Frühstück und Medikamente ans Bett.

Mit dem aufwachen kommt der Druck im Bein zurück. Er schließt sich als erstes um die Fesseln.

Jedoch alles zum aushalten.

 

  1. Etappe

Morgentoilette funktioniert Weltklasse.

Die am Vortag anberaumten Arbeiten sind vollumfänglich durchgeführt worden.

Zur Sicherheit wurde die weiße Fahne noch nicht entfernt und weitere Mittel in der gegenüberliegenden EZB schon mal beantragt. Alles im grünen Bereich.

Im daneben stehenden Bad habe ich nur für den aufkommenden Tag meinen Liedstrich vorsichtshalber nachgezogen.

Auch hier alles im grünen Bereich.

 

  1. Etappe

Die beiden wachhabenden Offiziere (sprich Ärzte) kommen zu Besuch. Man Kann es auch „Visite“ nennen.

Ich nenne es mittlerweile „morgendlicher Plausch zwischen guten Bekannten mit Austausch von vorweggenommenen Freundlichkeiten mit verpackten Übermittlungen von ärztlichen Ratschlägen“ – Wouw, ist das ein Satz! Ich bin stolz auf mich.

 

  1. Etappe

Eine fernöstlich aussehende Frau mit zusammengepetzten Augen kommt ins Zimmer und hold den Frühstücksmüll ab. Sie ist freundlich und begrüßt mich kurz mit „guten molgen“ holt das Tablett ab und verschwindet wieder in der großen Weiten der BGU.

 

  1. Etappe

Mein ehemaliger Zimmernachbar hat sich gemeldet. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ihm geht es auch besser und das spornt mich auch an.

Somit ist erstmal alles im Lot.

 

  1. Etappe

Nachdem ich wieder unter Aufsicht meine Drogen nehmen musste/dürfte, geht es mir am Bein etwas besser.

Aber wenn auf der einen Seite etwas gut wird, bekommst du von der anderen Seite eine drauf.

Bei mir in Form von Rückenprobleme und durchgelegenes Rücken.

Selbst das Aufstehen macht mir Mühe.

 

Egal, da muss ich jetzt durch!

Jammern nützt nichts. Übermorgen ist die OP und irgendwie freue ich mich auch schon drauf.

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 9:18 Uhr und draußen im Gangbereich ist ein Krach, dass Du meinst die fangen schon mit dem Abriss der BGU an.

Ahhh! Halt, hat irgend jemand die weiße Fahne oben vom Dach genommen. Der Zuschuss wurde genehmigt!

Bin mal gespannt, wann es wieder ruhiger wird.

Naja, es kann ja sein, dass es in diesem Krankenhaus kranke Menschen gibt die das stört? Oder?

…….  Ahhh, das waren die Klapperbuben.   Jetzt! Alles klar.

 

  1. Etappe

Ich ertappe mich, welche bescheuerte Gedanken in mir hoch kommen. Muss ich das wieder analysieren?

Nein, heute nicht.

Ich lese jetzt ein wenig in der Zeitschrift „Men’s Health“ (die hat mir mein Sohn aus Berlin mitgebracht).

Der Artikel: „sofort mehr Erfolg im Job ohne mehr zu arbeiten“ ist mir sofort ins Auge gestochen. Oder „laufen Sie los…“) der Artikel wie für mich gemacht.

Ok, ich leg dann erst mal das Handi zur Seite und Berichte dann über meine geheimen Gedanken….

 

  1. Etappe

Ich bin ganz erschrocken. Es ist schon 10:18 Uhr und meine Leser vordern nach dem Bericht.

Heute ist Ostermontag und da kommt nicht jede Zeitung pünktlich.

 

——-10:19 Uhr——

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 10:33 Uhr und heute geht es mir wirklich saugut!

Die Skala steht bei 2.

ich hatte eine Dusche, Toilettengang und alles andere hinter mir.

Anja wird sich freuen. Ich habe mich sogar rasiert. Äähh, also oben rum, am Hals, Backe, Kinn usw.

 

  1. Etappe

Ich bin umgezogen (heute mit Trainingsanzug) ich will versuchen bis zur Terrasse zu kommen.

 

  1. Etappe

Zwischenzeitlich war die Schwester hier und hat mir mein Bein gesäubert.

Da die Haut sehr spröde war, hat sie mir eine Fußpflege vom feinsten zu Teil werden lassen. Das war wie im Traum.

Die Wunden bleiben jetzt offen und der Verband kommt nur noch auf die nötigsten Stellen.

 

  1. Etappe

Ich muss eine Rückrufaktion starten.

Mein letzter Etappenbericht heute Morgen war falsch und Fehlerhaft.

Nachdem ich diesen versendet habe, kamen sofort Rückmeldungen aus der werten Leserschaft.

 

Ich habe in der 12. Etappe fälschlicherweise geschrieben, dass mein Sohn, mir die Zeitschrift „Men’s Health“ aus Berlin mitgebracht hat.

Ich entschuldige mich für das Missgeschick und Stelle klar, das mein Sohn in Berlin war und mir auch etwas mitgebracht hat, jedoch nicht die Zeitschrift.

Diese war von einem lieben Nachbar und Freund Thomas Dudaczi der von meinem Unfall gehört hat und ein Geschenkkorb bei uns vorbeigebracht hat. In diesem Korb war diese Zeitschrift drinnen. Ganz lieb. Vielen Dank an diese Stelle.

 

So, jetzt haben wir die rechtlich- organisatorischen Sachen geklärt und können uns wieder dem Tagesgesch… Ähhh… Etappenplan zuwenden.

 

  1. Etappe

Ich überlege ob ich für diesen Etappenplan eigens ausgefertigte AGBs entwerfen sollte um Klagen gegen mich und meinem Unterbewusstsein zu vermeiden.

Ich kann mich ja noch wehren, aber bei meinem Unterbewusstsein wird es schwer. Was von Dem für einen Blödsinn kommt kann man vor Gericht nicht verteidigen.

 

Vor allem muss ich mich evtl für das verherrlichen von legalen und illegalen Drogeneinnahmen verantworten.

 

Ich stelle mir gerade vor:

Hiermit eröffne ich die Gerichtsverhandlung zwischen dem Kläger xxx und dem Angeklagten, dem Unterbewusstsein von Herrn Zenglein.

Herr Zenglein, hat ihr Unterbewusstsein etwas zu sagen?

Herr Richter, ….. Hhmmm…. mal überlegen! ….

Das wäre cool.

 

Ich schreibe keine AGBs, ich lasse es darauf ankommen.

Ist wohl besser so.

 

  1. Etappe

Was denkt man für einen Scheiß, wenn man alleine hier so rum liegt?!

Faszinierend. Oder Bescheuert.

 

Was hat mir das alles jetzt gebracht?

Zeit. Das stimmt. Zeit ist rumgegangen. Gibt schon wieder bald essen…

Und noch eine Wirkung.

Ich habe gesehen, das mein Etappenbericht von einigen gelesen wird. Wenn Fehler entdeckt werden, müssen sie zuvor gelesen werden.

Und wenn mein Etappenplan nur als Klolektüre gelesen wird. Alles ist möglich und auch gut.

Ich freu mich gerade, weil ich wirklich keine Schmerzen habe.

Super. Egal ob mit oder ohne Schmerzmittel.

Ich lese noch ein bisschen.

 

  1. Etappe

16:15 Uhr heute war ich den Ersten Tag auf der Terrasse und habe das Wetter genossen.

Anja und Steffi waren da.

Es war sehr schön.

 

So langsam fängt das Bein wieder an sich zurückzumelden. Hallo Johannes, ich bin’s Dein Bein. Erinnerst Du Dich an mich?

Verdammt noch mal, ja tue ich.

Aber lass mich bitte heute in Ruhe. Bitte!

 

  1. Etappe

Ich liege jetzt wieder alleine im Bett und es gehen mir viele Gedanken durch den Kopf.

Mein privates Leben, mein Geschäftsleben, mein Vereinsleben, mein Freundeskreis, mein mentales Leben. Alles irgendwie auf einmal und alles durcheinander.

Irgendwie viel zuviel und irgendwie nicht geordnet.

Einige Gedanken machen mich sehr traurig, einiges heitert mich auf. Einiges könnte mich in Depressionen stürzen.  Wo soll ich ansetzen?

Im Moment kein Plan!

Will ich das eigentlich jetzt? Ja….

Nein…. Ja…. Nein.

Was denn jetzt? Ich weis es selbst nicht so genau.

Weitermachen wie bisher? Will ich was anderes?

Ich lass mich mal vom Leben überraschen. Warum überraschen lassen? Sonst hasste Dein Leben doch auch im Griff. Immer und überall.

Du arbeitest mit Menschen, motivierst sie und bist selbst nicht in der Lage Deine Gedanken zu ordnen.

Ruhig Brauner ruhig…

Sagt sich so einfach.

Es ist jetzt 16:30 Uhr und ich hab jetzt kein Bock mehr zu schreiben.

 

Wie sagte in einer TV Sendung Wolfgang Bosbach (Fraktionsvorsitzender der

CSU)

„Nicht das erzählte reicht, sondern das erreichte zählt“!

 

Ja, da hat er wohl recht. Aber warum erinnere ich mich jetzt daran?

 

So, jetzt habe ich mir selbst ein Ei gelegt. Hannes Hannes Hannes!!!

 

Alles sehr kompliziert!

 

  1. Etappe

Heute war noch mein Freund Flego da und hat unerlaubt Essen mitgebracht. Ok, er darf das. Nein darf er nicht. Ok bei hausmacher Woscht mache ich da eine Ausnahme. War echt gut. Danke.

Was aber gefehlt hat waren die rundische Grumbern, Senf und Salz.

Jajaja, da üben wir aber noch gewaltig dran. ?

 

  1. Etappe

18:40 Uhr ich habe einen neuen Zimmernachbar bekommen.

Skifahrer beide Beine komplett gebrochen und Sprunggelenk am Arsch.

Ich glaube heute ist hier ein weiteres Wunder geschehen.

Wunder? Warum Wunder?

 

Ich werde das jetzt mal hier kurz anreisen was ich damit meine:

 

Ich habe seit einiger Zeit vor, über unsere Firma im Bereich Aktienhandel Genussscheine auszugeben. Ich suche seit langem einen kompetenten Menschen, der mich hier beraten kann.

Speziell an Lieferanten und Kunden die Geld investieren möchten über den Genussscheinhandel.

Jetzt ratet mal wer mein neuer Zimmernachbar ist!

Er ist Chef der deutschen Börse in Frankfurt mit Sitz in Eschborn und speziell für den Genussscheinhandel zuständig und ausgebildet.

Mit Beziehungen in ganz Deutschland für den Handel/Vertrieb und der Beratung mittelständischer Unternehmen im Bereich Genussscheinhandel.

Der Mann ist eine Hausnummer.

Was passiert denn jetzt gerade hier?

Was glaubt ihr ist das primäre Thema hier im Zimmer.

Hehehe….

Kontaktdaten werden natürlich morgen früh ausgetauscht.

Hier triffst du interessante Leute. Das ist wie auf dem Golfplatz.

Okok, das ist zwar ein Krankenhaus, aber ein Privatzimmer.

Auch wenn der Vergleich etwas hingt, so kann ich derzeit parallelen finden.

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 21:23 Uhr und unsere Unterhaltung wird noch eine Weile dauern.

Deshalb auch die Verzögerung bei diesem Etappenbericht.

 

  1. Etappe

Mein Bein hat heute die besten Werte.

auf der Skala habe ich heute einen Durchschnittswert von 2 bis 3 Ich persönlich bezeichne das als Schmerzfrei.

 

Schmerzfrei ist 0

Ja, aber bei mir ist das ein Traum.

Wie spüre ich den Unterschied zwischen 0 und 2 ?

Nunja, das ist einfach erklärt.

Stell dir vor es ist Sommer. Du spazierst zur Eisdiele. Du bestellst dir 3 Bällchen Eis Deiner Wahl.

Während du die Eisdiele verlässt beist du ein Stück von dem Bällchen ab und lässt es auf der Zunge zergehen.

Erst jetzt spürst du, dass sich eine Plombe im Zahn gelockert hat und der offene Nerv reagiert auf Kälte!

Kennst du diesen stechenden Schmerz?

Langsam klingt der Schmerz ab. Und dieses abklingen des Schmerzes in dauerhafter Form ist die 2 auf dieser Skala.  Ja, auch das sind Schmerzen.

Hat das jetzt jeder verstanden?

 

  1. Etappe

Ja, wenn heute Nachmittag nicht der Kleine emotionale Hänger gekommen wäre.

Ich weis auch nicht wie ich das erklären soll.

Ich bin ein Mensch und ab und zu muss ich auch mal Dampf ablassen. Und das habe ich aber ganz alleine geschafft. Alles ist gut.

 

  1. Etappe

So ich habe heute mehr oder weniger einen freien Tag gehabt. Einen Schmerzfreien Tag. Okok, ich war noch in der Eisdiele.

 

  1. Etappe

Ab einem gewissen Zeitpunkt sollte man das Geschehene Revue passieren lassen.

 

Ich habe in den letzten Tage einen mächtigen Blödsinn verzapft.

Ich habe einige Dinge in meinem Kopf klar stellen können, Ich habe Dinge von mir Preis gegeben, die aus meinem tiefsten Unterbewusstsein kommen.

Ich habe Menschen an diesen Themen teilhaben lassen denen ich vertraue.

Ich gebe Menschen meine Emotionen frei, was ich vor 2 Wochen noch als undenkbar gehalten hätte.

Sehr viele Menschen sehen zum ersten Mal meine emotionale Seite.

Das ist auch meine verletzbare Seite.

Was habe ich mir dabei Gedacht?

Ich weis es nicht!?

Ich kann nur folgendes dazu sagen, dass ich auch in Euch neue Menschen gefunden habe. Neue Freunde. Eine Seite an Menschen die offen sind für solche emotionale Zustände. Das kannte ich vorher nicht.

Hierfür möchte ich mich einfach nur bedanken. Bei allen die meine Etappenberichte lesen, an alle die mir immer und immer wieder positiven Zuspruch zuteil werden lassen, an all die, die mich auffordern weiter zu machen und an all diejenigen bei denen das Band der Freundschaft tiefer und inniger geworden ist, Und an all diejenigen die mich so nehmen wie ich bin und an all diejenigen bei denen ich sein darf wie ich will.

Danke meine Freunde, Danke meiner lieben Familie, Danke meiner lieben Frau Anja und Danke Mama und Papa.

Es ist schön, das es Euch gibt.

 

Es geht hier nur im Liebe!

Liebe ist alles was uns umgiebt.

Von der Liebe ernähren wir uns.

Liebe leitet unser gesamtes Leben.

Was wären wir ohne Liebe?

 

Hier noch ein Zitat:

Liebe sorgt nicht dafür, dass sich die Welt dreht. Liebe sorgt nur dafür, dass sich die Fahrt lohnt.

 

Ich werde jetzt noch ein wenig meditieren und Euch alle in mein Gebet mit

einschließen.

 

Ich freue mich auf meine OP am Mittwoch und erhoffe mir eine gute

Verbesserung des derzeitigen Zustandes.

 

Gute Nacht schlaft gut.

—–22:48 Uhr—–