Do. 09.04.2015
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Do. 09.04.2015

Do. 09.04.2015

  1. Etappe

So, ich liege hier nach der Operation und denke an den gestrigen Tag.

 

Ich sehe an meinem Bein den Fixateur und freue mich das dieses scheiß Ding endlich runter kommt.

 

Gegen 10:00 Uhr Versprechen ich noch einmal den Drang auf die Toilette zu gehen.

Ich sitze auf dem Topf und da ruft es schon: „Hr. Zenglein, ich hole Sie ab für die OP“

Mist, noch 5 Minuten!

 

Nachdem ich dann mein Leichenhemdchen und meine OP-Haube angezogen kommt die spanische Krankenschwester und zieht mir noch eine Netzunterhose an.

Neckisch!!

 

Ich werde in den OP-Saal geschoben und eine 1/4 Std. später schlafe ich.

 

  1. Etappe

Schmerzen 3.0

Ich wusste das nicht, das es einen neuen Schmerzpegel gibt, der meine vorherigen Schmerzen in den Schatten stellt.

 

Stellt Euch vor, ihr liegt auf der Straße und Euch fährt ein kleiner Bus zwischen dem Knöchel und dem Waden- und Schienbein.

Der Wagen fährt aber nicht drüber, sondern er bleibt darauf stehen.

Er fährt nicht mehr weg.

Du hältst die Luft an und atmest nur, wenn du musst. Ein wahnsinniger Druck baut sich auf.

 

  1. Etappe

Ich wache so langsam auf und die Schwester steht schon neben mir.

Ich möchte schreien vor Schmerz und sie beruhigt mich.

Mein Blutdruck und andere Dinge wurden gemessen und auf einmal kamen einige Ärzte.

Ich erhalte das Maximum an Morphium mehr geht nicht. Die Gefahr ist, dass ich sonst aufhöre zu atmen.

Mittlerweile ist mir alles egal.

Ich schreie nicht, sondern Schreie tief in mich hinein.

Die Schwester fragt mich nach einer neuen Schmerzskala.

0 ist gut, 5 ist starke Schmerzen 7 ist kurz vor dem Schreien, 9 ist unerträglich und 10 ist Endstadium.

 

Ich sagte ihr zwischen 9 und 10.

schreien tue ich bereits innerlich.

Ich will nicht mehr, nein ich kann nicht mehr.

Weitere Schmerzmittel folgen.

Ich schlafe ein, ich wache auf ich schlafe ein und Wache auf.

Die Wachphasen sind die schlimmsten. Immer wieder bekomme ich neue Schmerzmittel und Morphine. Es ist schon über den Rand des erträglichen. Ich heule wie ein Schlosshund und die Schwester hällt mir die Hand.

Nachdem ein weiteres Schlafmittel seine Wirkung nicht verfehlt hat, schlafe ich unter Schmerzen ein.

Aufwachen tue ich dann gegen 19:30 Uhr in meinem Zimmer!

 

Ich wusste nicht wo ich bin. Ich habe nur sofort diese unsagbaren Schmerzen gefühlt.

Ich dachte in diesem Moment: naja, wenn du gegen einen 40 Tonner fährst und das auch noch überlebst, dann kannst Du nicht erwarten das du nur eine Prellung bekommst.

Im gleichen Moment dachte ich: scheiß drauf! Blödes Unterbewusstsein, lass mich in Ruhe mit dem Mist.

 

  1. Etappe

Gegen 19:30 kamen dann auch Anja, Sascha und Nadja.

Ich war voller Schmerzen, ich war nur Müde und vor allem wollte ich keinen smal Talk halten.

Ich schickte sie gleich wieder nach Hause. Sie sollten mich nicht so sehen.

 

  1. Etappe

Ich war fast die komplette Nacht wach und die Schwestern hatten nicht genügend Kompetenz mir mehr Schmerzmittel zu verabreichen.

 

Ich zählte die Minuten und Stunden.

Es ist 12:00 Uhr!! Zeit für Schmerzmittel. Es ist 2 Uhr, Zeit für Schmerzmittel. Es ist 4 Uhr Zeit für Schmerzmittel.

Es ist 6 Uhr Zeit für Morphium!

Halt, um 7 Uhr ist Visite und der Arzt will sie nüchtern sehen. Scheiße was ist jetzt los??!!

 

  1. Etappe

Ich liege jetzt um 6:55 Uhr in meinem Bett und Schreibe unter der Schmerzskala 7 diesen Etappenbericht.

Jeder denkt sich: hasst du sie noch alle?! Du tippst unter Schmerzen einen Bericht ins Handy? Dir ham se doch ins Hirn geschissen??

Ja, irgendwie schon, aber das ist meine Schmerztherapie. Und die besteht aus schreiben.

Ich halte die Luft an, damit ich den Schmerz nicht so sehr spüre und schreibe und schreibe all meine Gedanken auf. Das ist für mich beruhigend und schaltet kurzzeitig den Schmerz runter.

Ich überlege nicht, ich schreibe einfach drauf los. Ich glaube bei einigen Passagen schreibe ich einen ganz schönen Blödsinn.  Egal.

 

  1. Etappe

Um 7:15 Uhr kommt die Visite.

Sie kümmern sich als erstes um meinen Nachbar, der heute entlassen wird.

In meinen Augen steht schon das Wasser. Die Herren schauen sich die Bilder an und sagen, dass die OP gut gelungen sei und ich mir keine Sorgen machen soll.

Doch ich mAche mir Sorgen und aus lauter Verzweiflung heule ich Blödmann noch.

Die Herren beraten kurz, während ich mein Augenwasser in mein Leichenhemdchen putze.

Also: ich werde für die nächsten 2 bis 3 Tage für die Wundheilung einen Schmerzkateter bekommen.

Ja, ich freue mich kurzzeitig, denn im gleichen Moment fährt ein Stich in mein Bein, was mich mit dem zucken des gesamten Körpers quittiere.

 

Der Chirurg Dr. Hofmann bleibt noch ein Weilchen bei mir und versucht mich mit gutgemeinten Ratschläge zu beruhigen.

Kurzzeitig gelingt es ihm.

 

  1. Etappe

Ich bekomme mein Frühstück abgenommen und vorbereitet für den OP. Ich soll nichts mehr trinken und essen.

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 7:59 Uhr die Narkoseärztin kommt ins Zimmer  und erklärt mir die Prozedur.  Ich sagte nur:

„Frau Doktor, bitte erzählen Sie mir das nicht alles. Machen Sie einfach.

Sie sind doch nur wegen einer Unterschrift gekommen. Wo muss ich unterschreiben?

Sie hielt mir ein Blatt hin und ich unterschrieb.

Ich komme also noch einmal in den OP. Dort bekomme ich im Halbschlaf ein Schlauch in meine Beinvene eingeführt und dann wird das Bein betäubt.

So, das war’s und ich warte jetzt auf die Nachricht wann ich denn abgeholt werde.

Ich werde auf jeden Fall als Notfall behandelt.

Mal sehen. Hoffentlich kommen jetzt nicht so viele Unfall/Notfallpatienten.

 

Es ist jetzt 8:16 Uhr und ich habe alles notiert.

Ich habe Schmerzen der neuen Skala 8 und mir laufen die Tränen die Backe herunter und ich kann es nicht aufhalten. Ich sehe meinen Bildschirm nur verschwommen.

Ich trinke noch einen Schluck aus der Schnabeltasse und werfe den Rest meiner Schmerztabletten ein.

 

Nachtrag:

Also ich kann beim besten Willen diesen Schmerz begreifen, der tief im inneren und Äußeren an meinem Bein Auftritt. Schrecklich.

Gott sei Dank habe ich einen Kateter und ich muss mir wegen dem pieseln keine Sorgen machen.

 

  1. Etappe

Es ist 8:22 Uhr mein Antibiotikum ist durchgelaufen.

Ich rufe mal die Schwester. Zwischenzeitlich versende ich das mal hier und wünsche Allen einen schönen und schmerzfreien Tag.

——-8:24 Uhr——–

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 5:51 Uhr die Schwester kommt rein und fragt ob sie mir etwas Gutes tun kann.

Ja, nehmen Sie mir bitte die Kanüle am Arm ab.

Gesagt, getan. Sie macht das nur so ungeschickt, dass der Einstich blutet wie die Sau.

Mein ganzes Bett unter Blut. Mal sehen wS sie jetzt macht.

Ich drücke wie ein verrückter auf die blutende Wunde. Der Schmerz am Bein wird zwar nicht weniger, aber es bringt mich kurzzeitig auf andere Gedanken.

 

  1. Etappe

Es ist 8:04 Uhr und Dr. Wolfrath kommt ins Zimmer und will mir Blut abnehmen.

Ich sagte zu ihm: „nehmen Sie die Bettdecke mit, da ham se genug.

Er lächelte kurz und zog ein Sortiment an Spritzen und Fläschchen.

Also, wieder stechen. Da mein Körper bereits ein Sieb ist und alle 10 cm Einstichlöcher hat.

 

  1. Etappe

9:13 Uhr die Tür springt auf und ein Mann im Rollstuhl kommt angebraust.

Hallo Herr Zenglein, ihr Termin für die Lymphtrenage. Wann machen wir den heute?

Ich sagte: „gleich nach dem OP Termin. !?

Ja Mist dann komme ich morgen wieder, sagte der Mann und rollte von dannen.

Was war das jetzt für einer?

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 9:18 Uhr und es fällt mir nichts mehr ein was ich schreiben könnte. Das ist auch eine neue Erfahrung.

 

  1. Etappe

10:28 Uhr. Das Bein drückt und schmerzt.

Ich habe ein wenig geschlafen. Man kann es eigentlich nicht schlafen nennen.

Die Schmerzskala liegt bei 6

Ich Versuch das Bein nicht zu bewegen.

Das Blut fließt durch die Adern und ich spüre jeden einzelnen Pulsschlag.

Hoffentlich kommen die bald.

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 12:00 Uhr und das Mittagessen kommt.

Ich darf nix essen und somit nimmt die Dame mein Tablet wieder mit.

 

  1. Etappe

Ich rufe die Schwester und frage wann ich an der Reihe bin. Sie fragt unten nochmal an und kommt gleich wieder.

Es ist jetzt 12:19 Uhr und die Schwester kommt mit meinem Essen wieder. Ich darf jetzt doch was essen und es könnte noch eine bisschen dauern. Aber wie lange, weis sie auch nicht.

Ich habe auf jeden Fall keinen Hunger und die Schwester nimmt das Essen wieder mit.

Was soll ich jetzt machen?

Schmerzskala 7-8

 

  1. Etappe

Heute um 13:05 Uhr wurde mein Zimmernachbar entlassen.

Ich wünsche ihm alles Gute.

Das ist jetzt schon mein 2. Zimmernachbar. (Mal gespannt was jetzt kommt)

 

  1. Etappe

Es ist 15:55 Uhr.

Ich komme gerade aus dem OP zurück.

Ich bin wach und derzeit Schmerzfrei.

Ich habe einen Schmerzkateter gesetzt bekommen. Der Fuß ist Taub. Ein völlig neues Gefühl.

Ich habe irgendwie keinen Fuß mehr.

Das Gehirn sagt Da ist der Fuß. Der Verstand sagt nein. Total bescheuert.

 

  1. Etappe

Du bekommst oberhalb des Knies mit einer dicken Nadel bei vollem Bewusstsein tief in den Nerv gestochen. (Es gibt schönere Dinge).

So jetzt kommen Elektroschocks in die einzelnen Nerven um zu sehen welcher Nerv den Schmerz an das Hirn sendet. Bei mir waren das gleich 7 bis 8. die sind jetzt alle mal lahm gelegt.

Ein saublödes Gefühl.

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 20:20 Uhr. Der gesamte Besuch ist jetzt weg.

Der Kateter ist ab und das pieseln funktioniert einwandfrei.

Alle Geräte am Körper voll einsatzfähig. (Naja, wirklich alles wurde noch nicht getestet).

 

  1. Etappe

Ich hatte gedacht der Fuß ist komplett Tod und schmerzfrei. Leider ist immer noch ein Grundschmerz da.

Naja, die Nacht wird schon  rum gehen.

 

Es ist jetzt 20:42 Uhr und ich wünsche allen einen schönen Abend.

——–20:43 Uhr——