Fr. 10.04.2015
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Fr. 10.04.2015

Fr. 10.04.2015

  1. Etappe

Es ist jetzt 19:05 Uhr und meine Familie geht gerade nach Hause. Familie ist halt, Geborgenheit und Liebe.

Ich wollte eigentlich mit dem Schreiben aufhören, aber heute Nachmittag hat mein lieber Freund Heinz mich dazu ermuntert weiter zu machen.

Lieber Heinz, da du selbst einen solchen Unfall hinter dir hast und du einer der wenigen bist der die Tage von mir nachvollziehen kann, sehe ich dies als große Ehre und Herausforderung an. Ich wünsche Dir auf diesem Wege für Deine anstehende Operation am Mittwoch viel Glück und Erfolg. Du bist ein wahnsinnig starker Mensch von dem ich noch in Sachen „nach vorne sehen“ noch einiges lernen kann.

Danke Dir.

 

„Auch der weiteste Weg fängt mit den ersten Schritten an“

 

 

  1. Etappe

Ich liege gerade hier und mein ganzer Tag geht mir durch den Kopf.

 

Es war nichts besonderes. Ich hatte außer der Familie keinen Besuch und so konnte ich den ganzen Tag nix tun.

 

Die Ärzte waren zur Visite da und fragten nach meinem Empfinden.

 

Nachdem ich einen Schmerzkateter gelegt bekommen habe, dachte ich der Fuß ist taub.

 

Ich erkläre hier mal kurz wie das gemacht wird.

 

Also, ich komme in Vorraum der OP, das sogenannten Narkosezimmer.

Eine Schwester kommt hinzu und ein Arzt.

Plötzlich geht das Telefon!

Ich höre nur noch: „Wo ist Fatma“

Fatma ist einfach gegangen, obwohl sie noch Schicht hat. Der Arzt meint, kann ich nichts dafür, ich habe gerade einen Patient auf dem Narkosetisch.

Egal du musst dringend kommen. Mir doch egal.  Ich kümmere mich erstmal um Hr. Zenglein und legt auf.

Die Schwester legt mich in Position und sagt mir ständig, das es nicht so schlimm ist. Ich denke mir: wenn es wirklich nicht so schlimm ist, warum wiederholt sie das ständig.

Der Arzt sagt: ich muss jetzt mit dieser Nadel kurz bei Ihnen rein pieksen das ist alles.

Ring Ring. Es klingelt wieder. Wo ist Fatma?  So diese Unterhaltung kann ich jetzt nicht mehr wiedergeben da der Arzt, mit dem Telefon am Ohr, versucht meine Nervenbahnen zu treffen.

Die Nadel ist ein wenig dicker als eine Blutspendenadel.

Ich sagte zu der Schwester: ej, telefoniert der beim stechen. Sie sagt „ja“

ich sage: „Alder wenn das mal nur gut geht“. Sie sagt: das ist reine Routine.

In diesem Moment bohrt der Arzt mit der Hörer am Ohr, mir die Nadel in meinen Nerv direkt oberhalb des Kniegelenkes in Höhe Oberschenkel. Wie soll ich dieses Gefühl beschreiben? Wenn ich bohren schreibe, dann meine ich auch bohren. Also solche Bewegungen mit dem Bohrgerät. Vor-zurück-links-rechts- usw…

Ich lass die Beschreibung weg und komm zum wesentlichen: dem Telefonat wegen Fatma.

Der Arzt steigerte sich da jetzt rein. Fatma ist einfach gegangen obwohl noch einige Patienten in den Narkosezimmern liegen.

Ich hatte die Nadel im Knie und stellte mir kurzzeitig Fatma vor wie sie als orientalische Tänzerin die Patienten in Narkose tanzt.

Nachdem der Arzt den Nerv getroffen hatte, mit der Nadel aber trotzdem noch ein wenig herum rührte, sagte ich zu dem Arzt: legen Sie jetzt bitte auf und geben Sie der Fatma eine Abmahnung wegen unerlaubtes fern bleiben vom Arbeitsplatz. Sie sind ihr Vorgesetzter und Sie müssen handeln. Aber was noch wichtiger ist, ist mein Bein!!

Ich war nicht böse, aber meine Worte bekamen einen leichten gereizten Unterton, den man bekommt wenn irgendjemand an Deinem Bein operiert und dabei telefoniert.

 

In diesem Krankenhaus ist sicherlich alles prozessorientiert und vorgegeben.

Aber ob ein Telefonat während der Behandlung erlaubt ist, mag ich zu bezweifeln.

Was denn der BGU-Gott dazu sagt?

Das bekommt er nie heraus, wenn er nicht meine Zeilen liest.

 

So, die Nadel saß. Wir Habens gleich geschafft, hörte ich die Schwester flüstern. Dir Glaube ich nichts mehr hörte ich mein Unterbewusstsein brüllen.

Da klingelte das Telefon erneut und es ging wieder um Fatma. Diese orientalische blöde Kuh die einfach  ihren Arbeitsplatz verlässt. Der Arzt bastelte weiter an meinen Füßen mit dem Telefon am Ohr. Ich dachte mir hoffentlich geht das gut. Die Schwester schaut mich an und schaut auf meine klatschnasse Stirn und sagt: keine Angst, wir sind hier alle Multitasking.

Ja, das war’s was ich hören wollte.

Ich könnte mein Unterbewusstsein brüllen hören: „sie verblödete Kuh, erzählen mir was von schmerzfrei, Multitasking und sonstigen Scheiß und telefonieren hier ständig während einer Behandlung herum“

Glücklicherweise könnte mein Kumpel im Kopf niemand hören.

 

Warum muss ich mich denn immer so zusammen reißen. Naja, weil man halt einen behandelten Arzt der eine Nadel in der Hand hat und aufgeregt am Telefon spricht, so nicht angeht.

Fingerspitzengefühl ist hier gefragt.

 

So, der Arzt der währen des telefonierens den Elektrodraht in meine Nervenbahnen schiebt, sagt mir nur kurzweilig „wir geben jetzt ein wenig Strom auf die Leitung und das Bein fängt zu zucken an“.

 

Ich bekam erklärt, dass der Schmerz nicht im Bein ist, sondern sich ausschließlich nur im Kopf abspielt. Ok, solche Dinge habe ich bereits in meiner Ausbildung als HypnoCoach im Bereich der Schmerztherapie gelernt.

Hasste was neues? Fragt mein Unterbewusstsein? Nein hat er nicht.

Lange Rede kurzer Sinn:

Mit einzelnen Stromschlägen die im Bereich des machbaren waren hat er Nerv für Nerv abgeklappert.

Am Ende sagte er: so das war’s und erklärt mir das mein Fuß jetzt langsam taub wird und ich nichts mehr spüre.

Na dann Prost.

 

  1. Etappe

Ich hatte die Nacht über leichte Schmerzen, aber das was die Ärzte versprochen hatten ist nicht eingetreten.

Der Fuß ist nicht taub ich spüre alles und vor allem die Schmerzen sind da.

Ich habe zwar einen Draht im Nerv, aber bringen tut mir das im Bereich „Schmerzlinderung“ herzlich  wenig.

Also wofür das ganze?

Doch, wenn ich zum pinkeln gehe habe ich noch ein Gerät umhängen!

 

  1. Etappe

Nachdem heute Nachmittag kein Besuch hier war konnte ich einige Stellungen ausprobieren, die für das Bein förderlich ist. Ich habe noch keine Stellung gefunden.

 

  1. Etappe

Ich habe heute Nachmittag gleich die Schwester informiert, die den Arzt und der die Narkoseärztin.

Sie kam für 2 Minuten in mein Zimmer, zog das Kabel um ca 1 cm zurück und

sagte: so jetzt müsste es besser werden.

Einen Scheiß ist besser geworden.

So langsam habe ich aber das Gefühl diese Idioten wollen an Dir herumdoktern!? Und wissen selbst nicht was sie machen?

Ich bin erst mal verzweifelt und gleichzeitig Fassungslos!

 

  1. Etappe

Was wohl aus Fatma geworden ist?

Warum kommt mir das jetzt?

Na Egal, die wird sicherlich abgestraft werden. Und wenn nicht ist es mir auch egal.

Die tanzt bestimmt jetzt irgendwo.

Na hallo?!  Jeder der den Namen „Fatma“ hört, denkt an orientalische Frauen mit Kopftuch und Bauchtanz.

 

Unterbewusstsein, lass mich in Ruhe. In meiner Vorstellung ist das so.

Gerade wollte mein Unterbewusstsein Einfluss nehmen auf das, was ich hier schreibe.

 

  1. Etappe

Es ist jetzt 20:30 Uhr und ich liege im Bett und schreibe unter Schmerzen diesen Mist auf.

Komischerweise hilft es mir. Danke Heinz!

Ich überlege weiter zu schreiben oder Fern zu sehen.

Da piepst der Motor von meinen nicht funktionierendem Teil „BATT LEER“

Ich rufe die Schwester, die soll sich darum kümmern.

 

  1. Etappe

Ich entscheide mich zu schreiben.

Oder aufs Klo zu gehen. Ok, auch eine gute Alternative.

Ich warte erst mal auf die Schwester, die die Batterien besorgen muss.

 

  1. Etappe

So es ist jetzt 21:02 Uhr und die Entscheidung ist auf „Klo“ gefallen.

Nur die Schwester ist mit Ihrer Batterie noch nicht da.

Jetzt wirds brenzlig.

 

  1. Etappe.

Es ist 21:24 und ich komme gerade von einer sehr schweren Geburt aus dem hießigen Fließenstudio.

Die Schwester war bisher mit den Batterien noch nicht da.

Ich klingele. Die Schwester fragt über den Hörer was los ist.

Ich sagte, dass meine Batterien leer sind 0% steht da.

Sie fragt: hat es schon gepiepst?

Ich fragte zurück: Piepst es denn wenn kein Saft mehr drauf ist.

Darauf die Schwester: „Ich komme“

 

  1. Etappe

Nachdem die Schwester jetzt tatsächlich erkannt und zugegeben hat, dass der Nerv nicht zu 100% getroffen wurde (die blöde Fatma) Kommt sie jetzt mit der Idee: wir könnten doch mit dem Helotherm arbeiten.

Na klar machen wir das! Und was ist das?

Das ist ein Gerät, das permanent Ihren Fuß kühlt.

Ja Scheiße: vorhin habe ich die andere Schwester gefragt ob es sowas gibt (da war meine Familie noch dabei) und sie sagte „Nein“ sowas haben wir nicht.

 

Ok, so langsam rege ich mich wieder ab.

Ruhig in den Bauch atmen. Langsam ein- und ausatmen.

Es hat Zeiten gegeben da wäre ich an die Decke gegangen.

Ok. Ich habe mich beruhigt und die Schwester hat das Gerät auf 18 Grad eingestellt. Ich fragte: geht das noch kälter. Ja aber das machen wir jetzt nicht.

Sie schaute mich an, lächelte und stellte das Schaltgerät außerhalb meiner Reichweite.

Ich lächele verschmitzt zurück und die Schwester verschwand in den Weiten der BGU.

 

  1. Etappe

Ich versende jetzt meinen Etappenbrief und bin mal auf die Resonanz gespannt.

Sicherlich gehe ich vielen schon auf den Nerv und sie getrauen es sich nicht zu sagen.

Einige lesen hier meine Gefühlslage ab.

Einige denken sich „hat der Blödmann nichts besseres zu tun?

 

Ganz einfach: wer den Etappenbericht nicht mehr lesen will, schreibt mir einfach zurück mit dem Vermerk: Etappenbericht bitte nicht mehr senden.

Ich bin niemandem böse.

 

——21:50 Uhr——